BENJAMIN REDELEIT & NILS JUNKER

REDELEIT & JUNKER

Benjamin Redeleit (38) // Nils Junker (38)

Wohnort: Lüneburg

Unternehmen: Redeleit und Junker GmbH

Positionen: Geschäftsführer //Gesellschafter / Kreativ Direktor + Web- und UX-Designer

Standort: Lüneburg/Hamburg

Vorfreude oder Sorge –
Was empfinden Sie, wenn Sie an die Zukunft denken?

Benjamin: Ich empfinde je nach Themenbereich unterschiedlich. In meinen Augen gibt es da nicht die eine Zukunft. Es gibt meiner Meinung nach eine zunehmende Komplexität in den verschiedenen Themen unseres gesellschaftlichen Alltages, durch ein deutlich höheres und schnelleres Informationsaufkommen. Es gibt dabei für mich nicht die einfachen Antworten auf komplexe Fragestellungen.
Vielmehr zählt für mich, ein inneres Werteverständnis zu haben und weiterzuentwickeln, welches mir und im Abgleich mit anderen Menschen Orientierung gibt als Leitlinie meines Handelns. Wertschätzung, Empathie, Gleichberechtigung, gelebte Nachhaltigkeit, Offenheit, Vielfalt, Flexibilität, Vertrauen wären ein paar Stichworte dazu. Es gibt Themen, die mir Sorgen bereiten, (z.B. Klimawandel, Chancengleichheit) aber auch Aspekte, die mich begeistern und hoffen lassen. So halte ich das nie enden wollende Engagement von jungen und alten Menschen, unsere Welt zu schützen und positiv zu wandeln, für überaus hoffnungsvoll.

Nils: Es fühlt sich so an, als ob wir als Gesellschaft einen großen Wandel durchleben. Unter dem Einfluss von Covid-19 sind die negativen Aspekte der menschlichen Natur noch stärker entlarvt worden, was uns dazu bringt, sie positiv ändern zu wollen. Darauf blicke ich mit Hoffnung und Vorfreude.

Welche Herausforderungen sehen Sie in der Zukunft?

Benjamin: Auch hier würde ich die Frage differenzieren und mit einer Gegenfrage beginnen. In Bezug auf was? Denn meiner Meinung nach ist Wandel schon immer ein stetiger Begleiter der Menschheit gewesen und Stillstand etwas von nur kurzer Dauer. Innovationen haben doch häufig einen ganz praktischen Hintergrund. Wirklich geniale Innovationen sind durchweg daraus entstanden, dass sich Menschen einem konkreten Problem oder Bedürfnis angenommen haben und über Lösungen nachgedacht und geforscht haben. Somit sind Herausforderungen bis zu einem gewissen Grad die Grundlage für Innovationen der Zukunft. Was nicht heißt, dass diese dann angenehmer oder einfacher zu lösen wären. Aber es bedeutet für mich eben auch, nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern anpacken, gestalten und wandeln. 
Ich persönlich empfinde z.B. die Informationsdichte, Informationsgeschwindigkeit, aber auch die Informationsqualität als eine Herausforderung der Digitalisierung. Je länger man über diese Punkte nachdenkt, desto weitreichender und komplexer sind die damit verbundenen Herausforderungen und reichen in alle Aspekte unserer globalen Gesellschaft hinein. Alleine diese zu erahnen, ist beeindruckend und wird noch viele Generationen beschäftigen.

Nils: In Sachen Design sehe ich die Herausforderungen der Zukunft positiv; Veränderung und Wandel sind grundsätzlich sehr spannend für uns. Sie bedeuten nicht Risiko und Gefahr, sondern stehen für viele neue Chancen und Möglichkeiten. Ich denke, eine große Herausforderung ist nach wie vor innerhalb übersättigter Märkte zeitgemäße Lösungen zu schaffen, die sich durch hohe Nutzerqualität hervortun.

Was wünschen Sie sich für Lüneburg?

Benjamin: Ich würde mir wünschen, dass Lüneburg als Stadt ihren provinziellen Charme behält, aber z.B. deutlich stärker junge Unternehmer*Innen fördert und motiviert, in und um die Stadt innovative Unternehmen dauerhaft zu etablieren. Mit der Leuphana Universität in der Stadt sind eine Menge sehr schlauer und fähiger Menschen vor Ort, die bereit sind die erfolgreiche Geschichte der Stadt und Region weiterzuschreiben. Ich denke Regionalität und Digitalisierung passen sehr gut zusammen und bilden eine gute Grundlage für eine hohe Lebensqualität und innovatives Arbeiten. So gesehen, kann sich die Stadt mehr Progressivität erlauben.

Nils: Ich wünsche mir für Lüneburg mehr gelebte Familienpolitik. Gerade für junge Familien fehlt es an bezahlbarem oder verfügbarem Wohnraum. Dadurch verliert Lüneburg in meinen Augen viel Potenzial, denn erst die ermöglichte Teilhabe aller am Stadtleben, macht einen Ort wie Lüneburg doch erst wirklich bunt und vielfältig.

 
Wo sehen Sie sich selbst in 20 Jahren?

Benjamin: Ich plane zwar gerne aber meine Realität zeigt mir, dass Offenheit und Flexibilität für mich mehr wert sind als eine Planung, die nicht eintritt, weil sich die Rahmenbedingungen stetig wandeln.
Was ich mir immer erhalten möchte, ist meine stetige Lernbereitschaft und Neugierde. Ich denke, das hält jung und alles andere sehe ich dann, wenn die 20 Jahre um sind.

Nils: Mit dem Land Cruiser in Fernost.

Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft:
Welches Ihrer Ichs ist Ihnen am liebsten –
und warum?

Benjamin: Ich bin im „Jetzt“ und Visionär.

Nils: Ganz klar Gegenwart. Das hier und jetzt bekommt mir am besten. Da ich grundsätzlich sehr praxisorientiert bin, packe ich lieber im „Jetzt“ an, als über das Vergangene nachzudenken oder Pläne zu schmieden, die weit in der Zukunft liegen.

Was tun Sie selbst dafür,
dass die Zukunft lebenswert wird?

Benjamin: Ich übernehme für mein tägliches Handeln Verantwortung. Treffe bewusst Entscheidungen und folge meinem Grundsatz, so wie ich behandelt werden möchte, gehe ich auch mit anderen Menschen um. Ach ja und weil es keine weitere Erde gibt, versuche ich alles, um zukünftigen Generationen keinen Müllhaufen zu hinterlassen.

Nils: Grundsätzlich pflege ich jederzeit einen respektvollen Umgang mit meinen Mitmenschen und der Natur die mich umgibt. Das versuche ich jeden Tag an meine Kinder weiter zu geben.

Wie sollen sich
künftige Generationen an Sie erinnern? 
 

Benjamin: Ich bin nicht so der Mensch, der Personenkult betreibt.
Mir reicht es, dass die Menschen, die mich lieben und mögen, sich an einen liebenswerten, offenen und herzlichen Menschen erinnern.

Nils: An einen liebenswerten, kreativen Menschen.

Eine Zeitkapsel befördert Sie in das Jahr 2121: Was sehen Sie?

Benjamin: Ich sehe, dass die Menschheit nicht gegen sondern mit der Natur im Einklang lebt.
Dadurch hat sich die Lebensqualität für alle Lebewesen auf der Erde um ein vielfaches erhöht und Krankheiten, Konflikte usw. haben sich deutlich reduziert. Künstliche Intelligenz und menschliche Fähigkeiten haben viele Menschheitsfragen neu definiert und zu gänzlich neuen Lösungen geführt. Die Menschen haben erkannt, dass der Planet, auf dem wir leben, einzigartig ist und das einzige wirkliche Zuhause, was wir als Menschheit haben, und um jeden Preis erhalten müssen.

Nils: Für die Antwort bräuchte ich einen ausgedehnten Kneipenabend.

Wie können sich Unternehmer heute auf die Zukunft vorbereiten? 

Benjamin: Wie schon häufiger angesprochen, zählt in meinen Augen Lernbereitschaft, der Wille zu Veränderung, Flexibilität aber vor allem, dass es in Unternehmen um Beziehungen zwischen Menschen geht. Je besser ich Bedürfnisse oder Herausforderungen erkennen kann und praktische Lösungen anbieten kann, desto größer auch meine wirtschaftliche Relevanz.
Ich würde sagen, der Schlüssel ist Empathie, Wertschätzung und die Fähigkeit, Datenlagen erheben, analysieren und Schlüsse daraus ziehen zu können. Das ist jetzt schon so und wird zukünftig noch viel mehr Relevanz gewinnen. Wissen und Informationen sind maßgebliche Erfolgsfaktoren in jedem Unternehmen.

Nils: Technik und Design verändert sich rasant. Wie heißt es so schön? „Zufriedenheit ist Stillstand und Stillstand ist Rückschritt.“ Unternehmer stehen still, wenn sie nicht nach vorne schauen und Schritt halten mit dem, was passiert. Der große Umbruch vor ein paar Jahren tat der Designbranche gut, denn die Leute haben begriffen, dass sie nicht einfach so weitermachen können wie vorher. Innovation ist die Lebensader unserer Unternehmen.

Was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie? 

Benjamin: Große Frage,auf die es keine einfache Antwort gibt.
Ich bin der Meinung, Nachhaltigkeit ist ein Sammelbegriff für deutlich mehr komplexe Themenfelder. Im unternehmerischen Kontext bedeutet Nachhaltigkeit für mich, in Kreisläufen zu denken, die z.B. aus Erkennen, Bewerten, Lernen, Wandeln, Handeln, Optimieren bestehen und als dauerhafter Prozess etabliert sein müssen. Macht das, was ich mache Sinn, und wenn ja für wen? Ich persönlich betrachte eine gesunde Wirtschaftlichkeit für die Gesellschaft als essentiell, um in einer demokratischen Gesellschaft frei leben zu können und Profitmaximierung halte ich für ein Problem, welches einen Großteil der Nachhaltigkeitsthemen verursacht. Es passiert fasst immer auf Kosten anderer.

Nils: Auch hier bedeutet das für mich in erster Linie, achtsam mit Mensch und Natur umzugehen. Schließlich möchte ich meinen beiden Kindern eine lebenswerte Umgebung hinterlassen. Häufig wird Nachhaltigkeit allerdings primär auf die Zukunft ausgerichtet, aber für mich bedeutet es auch, dass wir jederzeit fürsorglich miteinander umgehen – sowohl privat als auch beruflich, hier und jetzt.

Digitalisierung – Chance oder Hindernis? 

Benjamin: Sehe ich als Chance. Da es dafür aber auch eine gigantische Menge an Energie braucht, ist das Thema Erneuerbare Energien direkt verknüpft. Jede Online-Suchanfrage ist ein CO2-Faktor. Damit eine nachhaltige Digitalisierung stattfindet, braucht es echten Wandel im Ausbau der nachhaltigen Energiequellen. Sofort.

Nils: Im richtigem Umgang immer eine Chance. 
Persönlich liebe ich das einfache Leben, zwischenmenschliche Begegnungen und versuche neben meiner digitalen Arbeit den Hang zum analogen Handwerk aufrecht zu erhalten. Und da kann man wunderbar viel auf YouTube lernen *lach

Sind Ihre Produkte/Dienstleistungen zukunftsfähig? 

Benjamin: Sie sind es, solange wir als Unternehmen erkennen, mit welchen Bedürfnissen unsere Kund:innen und Partner:innen an uns herantreten. Mit Offenheit und der Bereitschaft, sich immer wieder neue und komplexe Sachverhalte zu erschließen, methodisch und technisch immer vorne dabei zu sein und einem Schwung Spaß und Pragmatismus sind wir seit über 12 Jahren erfolgreich unterwegs und entwickeln Markenwelten und Produkte, die sehr erfolgreich angenommen werden. Mit über 180 Kund:innen in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben wir eine Vielzahl an Projekten umgesetzt, mit denen sicher auch schon viele Leser:innen, ohne es zu wissen, in Kontakt gekommen sind.

Nils: So lange wir innovativ bleiben auf jeden Fall.

Nele & Andreas Kammlott

Kaneo GmbH

Sebastian Balmaceda

Balmaceda Kommunikation

Stefan Voelkel

Voelkel Naturkostsafterei